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Spotlight

Rockpalast-Nacht     aus Spotlight 06/1979

Ein Blick hinter die Kulissen der letzten Rocknacht (4.Rocknacht 1979)

Rockpalast J.Geils Band Es ist bedeutend schwieriger, die Großen klein zu zeichnen, als die Kleinen groß zu zeichnen so oder ähnlich könnte die erste Erkenntnis des 4. Rockpalastfestivals lauten, wäre das gesamte Ereignis nicht doch zu groß und überwältigend gewesen, um es so mit einem Satz abzuhandeln. Mit Abstand war dieses Festival das erfolgreichste, gemessen an den Einschaltquoten und am direkten Publikumsbesuch in der Essener Grugahalle. Total ausverkauftes Haus verzeichente die Halle und in den Presseveröffentlichungen unseres Landes waren allenthalben die Informationen zu finden, in denen es hieß, hier und dort hatten sich ganze Gemeinschaften vor dem Fernseher versammelt, um die Rocknacht live im Bild und Stereoton zu erleben. Die Bilanz der angeschlossenen Teilnehmer liest sich so. Direkt mit dabei waren die Sender Österreich, Norwegen, Schweden, Schweiz, Jugoslawien und Bulgarien. Die Franzosen zeichneten ebenfalls auf, strahlten aber nur den Patti Smith Teil live aus. Angeschlossen waren außerdem die Rundfunksender NDR 3, Radio Bremen 2, Saarländischer Rundfunk 2, Sender Freies Berlin UKW 92,4 MHz Kanal 18, Süddeutscher Rundfunk 3 und Bayern 3. Nicht dabei waren die Hessen und keiner weiß warum, dafür aber gab es auch noch Radio im Ausland. Aus der Schweiz sorgten die Sender Studio Lausanne und Studio Zürich für stereophones Vergnügen. Hochrechnungen ergaben, daß es in dieser Nacht wohl zwischen dreißig und vierzig Millionen Rockfans an die TV-Schirme und Radiolautsprecher gezogen hatte, ein Erfolg, der wohl für Europa einmalig ist.

Rockpalast J.Geils Ein Programm hat sich durchgesetzt, hat sich trotz aller Unkenrufe und einstiger "nur regional" Belächelung zum wohl wichtigsten Faktor in der europäischen Rockszene entwickelt. Natürlich gilt dies nur für die Festivalreihe des Rockpalastes, und nicht für die immer noch "nur regional" laufenden normalen Programme der Rockpalastreihe. Hier ist die Diskrepanz zwischen Hörerwunsch und öffentlich-rechtlicher Entscheidung immer noch Folge einer Bevormundungsentscheidung zu Ungunsten einer landesweiten Bevölkerungsschicht, die nicht über Lobbyisten verfügt. Aber was solls, die "Wahrer des Kultgrals" in den öffentlich-rechtlichen Anstalten werden doch eines Tages noch nachgeben müssen, die technoloigsche Entwicklung - Satelliten - TV und Kabelfernsehen, womöglich nicht parteipolitisch gesteuert wird der "Unkultur Rock" angemessen Rechnung tragen müssen, denn letztlich können es sich die neuen Verantwortlichen nicht erlauben, so wie es die Anstaltenoberen wagen, wesentliche Bedürfnisse der heranwachsenden Generation zu verleugnen. Helmut Schmidt mag sich mit Udo Jürgens schmücken, die TV Bosse mit dem blauen Bock oder mit Maria Hellwigs lustigen Jodlern, man mag auch in Dur und Moll mit Heckschern Playback spielen, oder sich zu Iljas dummseligen Gags was Musikalisches einladen und damit noch funktionierende Ausreden erstellen, aber wie lange. Doch genug davon, kehren wir wieder zurück zur aktuellen Rockpalast-Nacht die Thematik der vergewaltigten Deutschen in den Medien wird zu einem späteren Zeitpunkt Platz finden und beschäftigen wir uns lieber wieder mit dem Ereignis J. Geils Band, Patti Smith Group und Johnny Winter Band.

Die Dinge am Rande.

Schon am Montag der Woche trafen die ersten Arbeitsgruppen des WDR in Essen ein und begannen mit den Vorbereitungen, die Tasco Crew reiste auch schon bald an und tröpfchenweise trafen auch neugierige Beobachter, Fotografen, Journalisten und Mechandiser ein, um schon Mittwoch den Soundcheck der Johnny Winter Band mitzuerleben, Donnerstags Patti Smith zu beobachten und am Freitag dann die J. Geils Band. Während Johnny Winter nach seinem Soundcheck abreiste, um einer Konzertverpflichtung in Hamburg nachzukommen, hatte Patti Smith volles Kulturprogramm angesagt. Interviews und Kunstbeweise lieferten sie vor und nach ihrem Soundcheck en Masse. Die J. Geils Band hingegen zog es vor, eine normale Rock 'n' Roll Band on tour zu sein. Lustig, aufgeschlossen, immer zu Späßchen und Schwatz aufgelegt sorgten sie noch am ehesten für eine Atmosphäre der Ungezwungenheit.

Irgendwann während all ihrer Arbeit hatte Patti Smith, diesmal ohne Managerin, noch Zeit genug, um einen Versuch zu machen, so ganz nebenbei noch kleine Kohle zu machen. Es ging sich um den Verkauf von "Badges". Ihrer Meinung nach würden 7 - 8 000 Leute allein wegen Patti Smith zur Grugahalle kommen, und somit würde es eine Leichtigkeit sein, ca. 2000 Patti Smith Badges zu verkaufen. Gleichwohl hatte sie die Ansteckplaketten aber nicht mit, sondern sie waren von der Fundgrube Rheinhausen gefertigt. Nun meinte die clevere Dame zum Fundgrubenbesitzer Führsen, sie wollte für jedes verkaufte Badge 1 "deutsch Mark" kassieren, und da ja wie gesagt mindestens 2000 verkauft werden würden, wollte sie die 2000 "deutschen Märker" direkt Cash per Vorkasse einziehen. Illusion auf der einen Seite, kaufmännisches Denken auf der anderen Seite. Schließlich gewann der Kaufmann, no Superstar-Konditionen und no business und so gab es auch keine Patti Smith Badges zu kaufen.

Die J. Geils hatte dagegen anderes zu tun. Mit einer Professionalität, geboren aus Erfahrung und Können sorgten sie sich mit konsequentem Einsatz um den Bühnensound und den Aufbau ihrer Anlage. Seit mehr als 15 Jahren hänge ich auf Konzerten und Soundchecks herum und habe schon einiges Erstaunliche gesehen, aber die Professionalität dieser Band, dieses Bühnenaufbaus überraschte mich doch. Alles ist so konzipiert, daß es mit dem geringsten Aufwand an Zeit und Arbeit aufgebaut werden kann, wobei die gesamte Anlage aus modifizierten Einheiten besteht, die unter Transportgesichtspunkten erstellt wurde. Doch davon an anderer Stelle mehr, so wie wir auch noch einiges zu schreiben haben über Mundharmonikaspieler Magic Dick, denn was er erzählte, über seine Kollegen, über den J. Geils Sound und über sein Mundharmonikaspiel, würde hier den Rahmen sprengen.

Rockpalast J.Winter Die Nacht selber dann brachte Unerwartetes und sorgte für eine Ordnung der Dominanzen. Stainless Steel - fleckenloser heavy - Rock der J. Geils Band. Der Saal tobte. Obwohl anfänglich nur schwer in Fahrt zu bringen, zuviele Besucher hatten wohl von dieser Band noch zu wenig gehört, sprang doch der Funke über und setzte die Fans in Flammen. Trotz der emotionalen Grenzen, die die stets sichtbaren Kameras der Fernsehleute zogen, erzwangen die Kids vier Zugaben. Demzufolge war es nur zu verständlich, daß es Patti Smith nicht schon mit den ersten Takten gelang, das Publikum nun auf ihre Bahn zu ziehen. Vielleicht aber liegt es auch daran, daß die J. Geils Band musikalisch technisch gesehen genau weiß, was sie macht, machen kann, und ihr Können auch demonstrieren kann, während bei der Patti Smith Group zuviel unausgesprochenes mitwirkt. Nach J. Geils Gitarre war die verstimmte Gitarre von Lenny nicht mehr aktuell, und Patti's Soli sind vielleicht Demonstration eines subkulturellen Engagements, aber nicht musikalische Demonstration eines Gitarrenspielers. Trotzdem gelang es ihr, eine ganze Rihe von Zuhörern in ihren Bann zu ziehen und in einem auf ihr Metier ausgerichteten Programm hätte sie gleichwohl der Sieger des Abends werden können. Doch hier und heute zählte musikalisches Können, zählte die klare Sprache von Musikern, die ihr Wörterbuch beherrschen, zählte die gefühlsbetonte und dennoch glaskare Argumentation der Rockmusik. Deutlich wurde dies ganz besonders, als Patti versuchte, ihren Fans klarzumachen, daß es hier und zur Stunde um "My Generation" ging. Doch wüste Sounds alleine machen keine neue Generation, solche Sounds mögen zwar ihre Bedeutung haben, mögen für Fans der Richtung Aufruhr und Zerstörung das Non plus Ultra sein, aber für "MY Generation" zählen sie nicht. Diese Sprache hatte Johnny Winter an diesem Abend. Mit einem kaum faßbarem Gefühl für Aussage und Modulation erzählte er den versammelten Rockjüngern in der Halle und vor den Schirmen, was diese Musik zu sagen hat. Die Gefühlstiefe, geboren aus Aufschrei, Protest und agressiver Verzweiflung, die Johnny an diesem Morgen in sein Gitarrenspiel einfließen ließ, setzte neue Maßstäbe. Sicher, es gab eine Zeit da spielte Johnny noch schneller, noch aktiver vorwärtsdrängend, Rockpalast Magic Dick aber ich glaube nicht, daß er jemals so gut spielte. Während andere Gitarristen durch zunehmend Praxis und Erfahrung technisch billanter werden, noch schneller werden, ist Johnny reifer, humaner geworden. Johnny ist nicht mehr nur der Wundergitarrist mit den schnellen Fingern, es ist mehr, ist ähnlich Jimi Hendrix mit seiner Gitarre zum Medium der Mitteilung geworden. Ein Gitarrist aus der rheinischen Großstadt, der Johnny Marathon am Bildschirm verfolgte, bekam dabei seinen "moralischen" und meinte "es ist nicht, daß er besser spielt als ich, es ist einfach, seine Gitarre redet, was er will, ohne Kompromisse." Und so war diese Nacht nötig, denn mehr noch, daß sie dem Rockpalastteam den längst verdienten Supererfolg bescherte, machte sie gleichwohl deutlich, wo im Rock die Prämissen gesetzt werden. Es ist der Musiker, der was zu sagen hat, der immer noch in erster Reihe steht, der von den Leuten akzeptiert wird. Und darum allein ist es schon nötig, einen Rockpalast zu haben, denn in der direkten Konfrontation mit dem Publikum - live vor dem Bildschirm und live in der Halle, in der ebenfalls direkten Auseinandersetzung der Gruppen und Künstler scheidet sich die Spreu vom Weizen. Deshalb allein war es gut, diesen Abend zu haben, denn mit diesem Programm hat der Rockpalast zugleich auch für eine Klärung der aktuellen Rocksituation gesorgt, hat den Rockjüngern die Möglichkeit beschert, hart und direkt zu vergleichen, abzuwägen und damit die Basis geschaffen, einen neu durchdachten Standpunkt zu beziehen. Was immer an Kritik auch laut werden wird, was immer auch gesagt wird zu der J. Geils Band, zu Patti Smith und zu Johnny Winter, es kann nur aus diesem Vergleich kommen. Heavy Metal. Demonstrator-Rock oder ElectricBlues - was wird gewogen und zu leicht gefunden. Die weitere Entwicklung und die Ereignisse, die aus dieser Nacht entstehen, oder zu diesem Zeitpunkt entstanden sind, werden aufzeigen, wie wichtig diese Nacht war, deren Programme uns von Peter Rüchel und Christian Wagner beschert wurde.

Doch was ansonsten so alles zu einer solchen Nacht gehört, wird allzuleicht übersehen, nicht erkannt, obwohl der Unterbau auch hier - wie nahezu immer - die Ereignisse und Taten erst möglich macht. Wir haben uns deshalb einmal mit Wilhelm Lang und Barbara Lücke unterhalten, die von der technischen Seite, von der Produktion her für dieses Ereignis zuständig waren.

Interview mit Wilhelm Lang

Lassen wir die Bereiche des kreativen Machens vor und während der Sendung einmal außer Acht, sondern beschäftigen wir uns einmal nur mit den Dingen, die notwendig sind, damit diese Kreativität sich entfalten kann, also mit dem Unterbau der Produktion. Wo und wann fangen die Arbeiten, die Probleme an.

Rockpalast J.Geils Nun, zuerst einmal müssen wir eine Halle haben, die uns die Möglichkeit gibt, fünf oder sechs Tage vor dem Sendetermin mit den Arbeiten zu beginnen. Abgesehen, daß uns die Grugahalle schon von einigen anderen Gelegenheiten her bekannt war, und wir dort gut arbeiten konnten, mußten wir dennoch erst abklären, ob es eben diese fünf bis sechs Tage vorher gäbe. Bei den etwa zweihundertfünfzig Veranstaltungen, die die Halle im Jahr durchführt, sicherlich kein so leicht zu erfüllender Wünsch von uns, aber ich kann sagen, daß sich Hallenboß Tallarek mit äußerster Konsequenz dafür einsetzt, und bisher immer die Möglichkeit geschaffen hat, so frühzeitig die Halle zu belegen. Als dieses Fundament stand, begannen wir erst mit der eigentlichen Vorbereitung. Wir haben überlegt was wir alles haben müssen, vier Kamerawagen, wir müssen hinter der Bühne die Interviews aufnehmen, also noch einmal zwei Kameras, außerdem will Christian auf der Bühne auch noch eine Kamera haben, damit wären es schon sieben Kameras, dazu kommen noch die Kameras für die Ansage vor der Halle. Dann kommen als nächstes die Belange des Hörfunks, um die stereophone Übertragung zu sichern. Also muß ein Übertragungswagen her mit mindestens dreißig Kanälen stereophon. Ein MAZ-Wagen am Ort und zwei stationäre MAZen hier in Köln galt es ebenfalls zu sichern wie auch die Großbildanlage für den Halleninnenraum. Ich hatte Peter Rüchel damals vorgeschlagen, doch zusätzlich zum Ton auch den Zuschauern in der Halle Bildmaterial vom Geschehen hinter der Bühne vorzulegen, und Peter war von dieser Idee begeistert. Aber der WDR hat keine solche Anlage, die galt es nun vom Südwestfunk zu leihen. Aber dies sind noch alles Bereiche die hier im Hause WDR abgeklärt und beschafft werden können. Das Bühnenlicht und die P.A. Anlage stellt uns vor ganz andere Aufgaben. Eine solche Lichtanlage haben wir nicht, weil wir sie für die normale Fernsehproduktion nicht verwenden können, und eine Beschallungsanlage um derartige Großräume zu beschallen besitzt der WDR aus dem gleichen Grunde ebenfalls nicht. Also galt es herumzutelefonieren und Angebote reinzuholen. Im ersten Jahr haben wir es mit Flash Light & Sound probiert, sind dabei aber beinahe auf die Nase gefallen, und haben daher für die zweite Produktion die Fa. Tasco eingeschaltet. Tasco aber sucht sich seine Kunden aus, die nehmen noch längst nicht jeden, und wer ist schon der WDR. Nun, wir haben sie letztlich doch überzeugen können, es mit uns zu wagen.

Mit welchem Aufwand reist Tasco nach Essen?

Tasco kommt mit 12 Mann Personal und zwei 20 Tonnern Equipment, wobei das Lichtequipment den größten Platzanteil beansprucht. Zudem kommen noch die CSI-Spots, die auch von Tasco mitgebracht werden und eine solche Leistung haben, daß sie nach sechzig Metern immer noch 1000 Lux Lichtleistung auf die Bühne werfen. Von den beiden P.A. Türmen mit je 6000 Watt hat man sich ja schon in den Fernsehbildern eine Vorstellung machen können. Gesteuert wurde das P.A. mit einem 36 Kanal-Mixer. Das sind nur die großen Dinge, all die kleinen Sachen, wie Stage-Box und Kabel und Mikros und was sonst noch so benötigt wird, kann man hier gar nicht aufzählen. Hinzu kommen noch die Anlagen für den Bühnenmix und die gesamte Lichtsteuerung. Aufgebaut wird der ganze Soundapparat von den Tasco Buben in weniger als sechs Stunden. Nun mag man denken, daß die wesentliche Arbeit für die Jungens nach dem Aufbau der Anlage getan sei, aber weit gefehlt. Auch wenn jede Band ihre eigene Crew mitbringt, und einen eigenen Toningenieur an den Mixer beordert, so bleiben die Tasco-Leute doch voll im Einsatz. Fast täglich müssen sie 18 Stunden am Ball sein, denn immer wieder passiert etwas, hat eine Band noch diese oder jene Vorstellung, oder aber von unserer Fernseh-Notwendigkeit heraus bilden sich neue Forderungen an das Equipment. Aber wirkliche Probleme sind bisher nicht aufgetreten, wie üblich sind auch hier bei uns immer nur die kleinen Dinge die für die anhaltende Spannung sorgen. Auf der anderen Seite ist die Fa. Tasco aber auch in der Lage, innerhalb kürzester Zeit für jedes Gerät vollwertigen Ersatz zu schaffen. Ruckzuck sind dann die benötigten Dinge per Flugzeug in Düsseldorf oder Köln und stehen zur Verfügung.

Nun sollte man aber auch sagen, daß die Fa. Tasco zusammen mit der Fa. Showco zu den größten Unternehmen dieser Branche gehören, daß sie fast gleichzeitig auf allen Kontinenten der Erde mit großen Bands unterwegs sind und auch über eine jahrelange Erfahrung verfügen.

Richtig, und diese Erfahrung spürt man auch in allen Ecken und Enden, wenn man mit ihnen zusammenarbeitet. Vielleicht mag es auch schon in Deutschland oder sonstwo in Europa Firmen geben, die in dieser aus Erfahrung gewachsenen Professionalität Sound machen können, aber ich bin mir nicht sicher. Für mich bedeutet das ganz einfach auf Nr. Sicher gehen, denn eine Live-Sendung ist eine Live-Sendung, die kann ich nicht noch einmal neu machen, die muß auf Anhieb funktionieren, und da bleiben eben nur die bewährten Firmen übrig.

Was muß nun der WDR für diese Leistung bezahlen?

Ganz genau kann man keine Zahl angeben, denn durch immer neue Anforderungen und Problemlösungen verschiebt sich auch die Größe des Aufwandes der betrieben wird. Aber generell kann man sagen, daß uns Tasco so zwischen 13000 und 16000 Pfund berechnet, also 55000,- DM bis 65000,- DM. In dieser Summe ist aber alles enthalten, LKWs mit Fahrer, Personal und jegliches Equipment. Auch die etwaigen Musikgeräte, die wir auf Verlangen der Band anmieten, und die dann von Tasco besorgt und mitgebracht werden, deren Mietpreis ist ebenfalls darin enthalten. Für Peter Gabriel mußten wir beispielsweise einen Oberheim-Synthesizer besorgen, und den hat uns Tasco eben besorgt, natürlich gegen entsprechende Leih-Rechnung. Das ist übrigens ein anderer Aspekt in der Zusammenarbeit mit Tasco. Welches Musikinstrument wir auch immer benötigen, und sei es noch so ausgefallen, die Tasco-Leute beschaffen es. Hier in Deutschland kann ich mir dagegen die Finger wund telefonieren und erhalte allenfalls Antworten wie "Was wollen sie, da haben wir noch nie etwas von gehört.", und Tasco hat und liefert.

Tasco ist aber nur ein Teil des Aufwandes, den der WDR betreiben muß, um eine solche Rock-Nacht zu verwirklichen. Lassen wir einmal den Teil beiseite, der für Peter Rüchel und Christian Wagner gilt, also die Gruppenauswahl, die Vertragsverhandlung und was so alles damit zusammehängt. Fangen wir einmal damit an, wo Peter zu dir sagt, also dies sind die Bands die wir aufzeichnen wollen.

 

Rockpalast Johnny Winter Nein, du mußt anders anfangen, der Peter sagt zu mir, Willi, die Programmkoordination in München hat uns den Sendetermin zugesagt, und am soundsovielten geht die Post ab. Ich sag wunderbar und damit geht es los. Produktionsanmeldung schreiben, möglichst schon direkt so umfassend als möglich, also alles erfassen was wir haben möchten, was wir womöglich brauchen werden. Ob ich dann all die Sachen und Möglichkeiten bewilligt bekomme ist eine andere Sache, aber zuerst plane ich sie einmal ein. Als nächstes muß dann eine Bewilligung gemacht werden, in der all das festgehalten wird, was wir wollen, was gesendet werden soll, in welchem Zeitraum gesendet werden soll, in welchem Verfahren, also MAZ, Film oder live und was vielleicht am wichtigsten ist, in dieser Bewilligung wird über Geld verhandelt, also über die Summe, die man uns bewilligen soll, muß oder wird. Mit der dann bewilligten Summe muß ich versuchen auszukommen, denn ich kann nicht nachträglich noch ankommen und sagen, wie es eine Hausfrau machen kann, die zu ihrem Hausvater geht und sagt, diesmal hat das Haushaltsgelt nicht gereicht, gibt mir noch etwas hinzu, das kann ich nicht machen. Ich muß auskommen, und deshalb ist es also so unheimlich wichtig, daß man den Aufwand vorher so klar als möglich erkennt und festschreibt.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es gar nicht so leicht ist, diesen Aufwand so genau zu berechnen, denn die Leistungen, die erbracht werden müssen, sind ja nicht an Hand einer Katalogpreisliste und eines Arbeitsschemas so grundsätzlich zu erfassen, wie es nötig wäre und auch wünschenswert wäre.

Ja sicher, hinzu kommt noch, daß immer alles teurer wird, teurer als man ursprünglich denkt. Die letzte Rocknacht hat 250 000,- DM gekostet, die eine hat 230.000,-DM gekostet, die nächste kostet vielleicht 266 000,- DM. Es ist einfach kostenmäßig nicht so genau im Vorhinein zu erfassen. Wenn also die Bewilligung durch ist, der Programmdirektor unterschrieben hat, dann weiß ich also, was ich zur Verfügung habe und dann fange ich auch sofort an zu basteln. Es sind möglicherweise noch gar keine Gruppen im Gespräch, aber dennoch fange ich schon mit einem Kollegen von der zentralen Disposition an zu stricken. Zugleich fange ich auch Verhandlungen an mit den Kollegen von der verschiedenen Fachabteilungen über die verfügbaren Personalstellen. Die sagen, also der Willi Lang macht wieder seinen Riesenrockpalast - das heißt immer der Lang macht das, aber ich mach das gar nicht -ich mach nur das wofür ich bezahlt werde - aber die Kollegen wissen dann schon, der will dies haben oder das haben und diese Leute benötigt er. Das beginnt schon etwa ein halbes Jahr vor dem eigentlichen Sendetermin. Der Termin für die nächste Rocknacht ist auf dem 6. Oktober festgelegt, und wir sind jetzt schon wieder mitten drin in der Vorbereitung. Dabei darf man nicht übersehen, daß wir auch noch für viele andere Sendungen die laufende Arbeit erledigen, also für "Ist was" oder "Alles Klar" und verschiedene andere Sendungen.

Die Summe von 250 000,- DM.die hier mehr oder weniger zur Verfügung gestellt wird, schließt die auch die anteiligen Personalkosten der WDR-Mitarbeiter ein ?

Nein, diese Summe besteht nur aus den Posten, die anfallen, wenn wir fremde Leistungen zu bezahlen haben, also Mieten, Spesen und was so alles anfällt.

Also nur Geld für Fremdleistungen, von den Blumen in Patti Smith' Hotelzimmer bis Tasco?

Ja, aber den größten Posten in diesem Budget stellen die Gagen der Bands dar, mit allen Nebenkosten.

Mit wievielen Leuten wird nun die Rocknacht auf die Seine gestellt, und wie setzt sich der Personalaufwand zusammen?

Fassen wir einmal zusammen, wir hatten 80 Mann Hauspersonal, ca. 14 Leute von Tasco, von der Grugahalle ungefähr 25 Leute, also Bühnenhelfer, Hausmeister usw. dann kommen noch die Roadcrews der Bands hinzu, im Schnitt so 6-8 Mann pro Band und dann natürlich die Künstler selbst.

Vom Haus direkt also ca. 80 Leute, und die gliedern sich wie folgt auf?

Fangen wir mit der Ausstattungstruppe an. Es ist eine der Grundvoraussetzungen das man eine gute Ausstattungstruppe zur Verfügung hat, ein solches Team besteht im Schnitt aus einem Bühnenmeister und 6 Leuten, Handwerkern, also Schreiner, Schlosser und Dekorateure. Dann haben wir als nächstes die Beleuchtungstruppe, einen Lichtmeister und einen Oberbeleuchter und fünf Leuchter.

Das sind die Fachleute, die dann mit den Fachleuten von der Tasco zusammen die Lightshow regulieren und einstellen?

Nein, die Beleuchtungstruppe sorgt für die richtige Lichtrnenge und richtige, also fernsehgerechte Beleuchtung zum Beispiel in den Interviewräumen, in den Garderoben und machen darüber hinaus noch das gesamte Hallenlicht, welches für die Publikumsbeleuchtung nötig ist. Wir können ja nicht einfach ins Publikum hineinschießen und man sieht dann nur Schwärze auf dem Bildschirm, also muß die Halle so eingeleuchtet werden, daß man Publikum sieht, aber die Atmosphäre dabei nicht zerstört wird. Dafür ist es zum Beispiel nötig, daß an bestimmten Stellen der Halle Lichttraversen eingehängt werden, die mit ihren Scheinwerfern das Publikum bestrahlen. Diese Scheinwerfer werden dann vom lichtsetzenden Kameramann Karl-Heinz Werner eingeleuchtet damit wir auf Knopfdruck über eine Ringleitung diese Scheinwerfer einschalten können wann immer es vom Regisseur gewünscht wird. Dazu ist es aber auch nötig, daß während der ganzen Zeit an den Schaltschränken Beleuchter sitzen, die aufpassen, daß durch die Spitzenbelastungen die immer wieder angesteuert werden, keine Lichtquellen zum Ausfall kommen. Diese Beleuchter werden in ihrer Arbeit von einem Mann des RWE unterstützt, der mit speziellen Möglichkeiten immer dann eingriff, wenn Stromabfall sich abzuzeichnen drohte. Man muß sich darüber klar sein, daß wir in einzelnen Momenten über 400 Ampere pro Phase benötigten.

Das bezieht sich aber bisher nur auf die Lichtmenge die abseits der Bühne gefordert wird. Für die Bühne selbst liefert Tasco das Licht. Nun kann ich mir gut vorstellen, daß man, würde man die Tasco - Leute ihr Licht fahren lassen, so wie es die Band wünscht, und so wie sie es vom täglichen Ablauf her gewohnt sind, kaum vernünftige Fernsehbilder erstellen könnte. Wer sorgt hier für das richtige Licht?

Absolut richtig, das normale Bühnenlicht reicht nicht aus, um Fernsehen zu machen. Für diese Problematik aber haben wir Ernst Höller und seine Bildingenieure. Die wissen ganz genau, was noch vertretbar und verkraftbar ist. Die wissen ganz genau wieviel Kontrast und Helligkeit auf dem Bildschirm zu sein hat, damit auch die Schwarz-Weiß Betrachter, wenn es auch nur noch ein geringer Prozentsatz der Fernsehzuschauer ist, ein befriedigendes Bild erhalten. Diese Ingenieure sitzen an den RGB und Dominanz Ausssteuerungsgeräten und stimmen fortwährend diese Signale ab. R G B ist das Rot-Grün-Blau-Signal und Dominanz ist das Helligkeitssignal - also das Schwarz-Weiß-Signal, und diese Signale regeln die so fein mit Fingerspitzengefühl nach, daß die Bilder optimal sind. Und das während der ganzen Sendung - ununterbrochen - die können noch nicht einmal Pippi machen gehen - es muß einfach ohne jede auch nur kleinste Unterbrechung gehen. Für die Rocknacht heißt das, daß einer dieser Kollegen für die gesamte Zeit - so um die 6 1/2 Stunden, an seinem Arbeitsplatz festgebunden ist. Ansonsten wäre es einfach nicht möglich, dem Zuschauer eine gleichbleibende Bildqualität zu liefern.

Aber dennoch muß doch das Bühnenlicht, anders als bei normalen Veranstaltungen, ganz besonders eingestellt und ausgerüstet sein, oder nicht?

Rockpalast Johnny Winter Drummer Ja, wenn man bei einem normalen Konzert eine Lightshow betrachtet, dann sieht das rein optisch für den anwesenden Betrachter phantastisch aus, aber für unsere Kameras ist das gar nichts. Da ist dann zuviel Rot drin, zuviel Grün drin, zuviel Gelb drin, und Weiß fehlt völlig. Und so muß dann Christian zumeist mit den Lichttechnikern von Tasco oder der Bands reden, um die richtigen Lichtmengen zu bekommen. Das geschieht dann indem entweder direkt mehr Weiß zugemischt wird, oder aber die Farben Rot, Grün und Blau besser zugeordnet werden, denn aus diesen Farben entsteht ja auch Weiß. Hinzu kommt, daß besonders darauf geachtet werden muß, daß wie immer die Lichter auch flackern, es muß immer genügend LUX auf der Bühne sein. Technisch sind die Probleme leicht zu lösen, mit den uns zur Verfügung stehenden Lichtmengen, durch Backlichttraverse, Toplicht und Vorderlicht mit zusätzlichen Verfolgern, aber die Bands machen Probleme, die längst nicht so einfach zu lösen sind, oft sind sie mit den Bildern auf dem Monitor zufrieden, wollen sie so und nicht anders haben, liegen dabei aber noch längst nicht innerhalb der gewünschten Fernsehnorm, die es dem Zuschauer daheim erlaubt, ein optimales Bild zu betrachten. Hinzu kommt, daß es leicht viel schöner auf dem Bildschirm aussieht, als es in Wirklichkeit ist.

Verständlich, denn die Ausschnittarbeit die von den Kameras geleistet wird, schafft oftmals eine Nähe, eine körperliche Nähe, die dem Betrachter im Konzertsaal verwehrt bleibt. Auch durch die Auswahl der Bilder, ihrer Zuordnung untereinander, wird ja noch zusätzlich eine Atmosphäre errichtet, unvermeidlich errichtet, die unterschiedlich von dem ist, sein kann, was tatsächlich den Augen der Kameras vorliegt.

Ja, ganz genau so. Die Ansichten der Kameraleute spielen hier auch noch einen nicht unwesentlichen Teil mit. Der eine Kameramann verkauft einen Gitarristen vielleicht mit Vorliebe nur kopfgroß, zeigt die Spannung auf dem Gesicht des Künstlers - Johnny Winters zum Beispiel - während der andere ihn mit Vorliebe im Halbprofil zeigen würde, und ein dritter zieht es vor, nur die Finger zu zeigen, wie sie über die Gitarre flitzen...... Rudi Gerlach zum Beispiel. Und der nächste hält von alledem nichts, der will ihn möglichst weiträumig zeigen, und so fort. Aus all diesen Bildern formt der Regisseur dann seine Sendung. Er steht natürlich dabei im fortwährenden Kontakt mit den Kameraleuten, beobachtet die über Monitor eingespielten Bilder der einzelnen Kameras, gibt den Kameraleuten Anweisungen und selektiert dann. Das ist dann vornehmlich Christians Aufgabe, dies auswählen und anordnen. Dabei muß er noch fortwährend den Kameraleuten Anweisungen geben, wie: zieht das Bild mehr auf, der Künstler steht mit dem Kopf schon am oberen Bildrand, und wenn er sich aufrichtet, ist er raus aus dem Bild, usw. Dabei kann man die Arbeit der Kameraleute gar nicht hoch genug einschätzen. Man muß sich vorstellen, daß sie während der ganzen Zeit trotz der Panzerkopfhörer die Musik der Bands immer noch voll mitbekommen, dabei aber immer konzentriert ihr Bild beobachten müssen, den Anweisungen des Regisseurs Aufmerksamkeit widmen müssen, und dabei gleichzeitig die vordrängenden Massen des begeisterten Publikums hinter sich wissen. Also keine einfache Arbeit.

Was wird denn sonst noch an technischen Einheiten verlangt?

Was wir noch gar nicht hatten, ist der gesamte Bereicht der O-Technik. Das fängt an mit dem Stereo-Übertragungswagen des Hörfunks, mit dem Magnetaufzeichnungswagen für Hörfunk und Fernsehen, dann noch der MAZ-Wagen der die Proben mitschneidet und während der Sendung die Einspielungen liefert - in diesem Falle also Bruce Springsteen, Joan Armatrading und Mudy Waters - dann kommt moch der Sendemast, den uns die Bundespost hinstellen muß, samt Zenti-Strecke, damit wir überhaupt ein Signal zum Sender schicken können. Und die hier eingespannten Leute sind auch schon richtige Künstler, wenn man nur an die Verkabelung denkt,dann kann man sich vielleicht ein Bild davon machen, was hier geleistet werden muß, und mit welcher Präzision gearbeitet wird.

Wo wird denn nun der Fernsehsound, respektive Hörfunksound abgenommen?

Da müssen wir zuerst einmal unterscheiden zwischen dem reinen musikbezogenen Bereich und dem Bereich, der all die Nebenarbeiten umfaßt. Die Zwischentexte der Moderatoren, also das, was Alan und Albrecht zu sagen haben, wird mit eigenen Mikros aufgenommen und über eigene Leitungen eingespielt, ebenso die Antworten der interviewten Künstler. Die Musik selbst wird vom 32 Kanal Headmixer in der Halle abgenommen, jedoch, so, daß jedes Mikro noch einmal einzeln angefahren werden kann, und daher ein eigenes Soundbild hergestellt werden kann, welches different ist vom Klangbild der Halle.

Haben wir jetzt alle Bereiche umfaßt oder haben wir noch wichtige Gruppen vergessen?

Rockpalast Johnny Winter Drummer Gehen wir doch noch einmal durch, anhand der Dispositionsliste. Also da haben wir zuerst einmal den Regisseur, also Christian Wagner, dann den Redakteur Peter Rüchel, dessen Wunsch und Wille ja hier umgesetzt werden muß, dann die Bands, die Kameramänner, die Bildmischerinnen, dann eine ganze Reihe von Leuten, die an der eigentlichen Produktion nicht beteiligt sind, aber dennoch nicht weniger wichtig sind, weil sie eben im Vorfeld der Produktion arbeiten - die dafür Sorge tragen, daß die direkt Beteiligten gut arbeiten können, dann den Maskenbildner, der mir die beiden Kameraden Albrecht und Alan hübsch macht, dann brauchen wir Fahrzeuge samt Fahrer, um Geräte und Musiker und Personal zwischen Hotel und Halle hin und her zu transportieren, dann die Toningenieure, die unter anderem auch dafür Sorge tragen, daß die Interviews auch in der Halle zu hören sind, dann die Leute für die Magnetaufzeichnungstechnik und damit hätten wir es praktisch schon. Na ja, und dann kommen noch die nur zeitweilig benötigten Leute hinzu, die für besondere Aufgaben nötig sind. Wie zum Beispiel die Männer, die das mit den Luftballons geregelt haben oder wie der Fanfarenzug. Peter rief mich damals aus Amerika an und meinte, die J. Geils Band zieht also bei jedem Konzert so auf, daß sie zuerst die örtliche Highschool-Band spielen lassen und das würden sie auch gerne in Deutschland so haben wollen. Also habe ich den Essener - Kaltener Fanfarenzug engagiert, die haben aber zuerst mal einen ziemlich müden preußischen Marsch eigener Komposition hingehustet - darüber war Peter Wolf dann wieder stocksauer - und wir haben die Jungen und Mädchen des Fanfarencorps dann ein bißchen angemacht so daß es munterer und lockerer klang - so wie man es dann auch am Bildschirm sehen konnte.
Was ich noch vergessen habe, sind die beiden Fotografen, die wir auch an Bord haben, damit sie die ganze Chose dokumentieren, damit wir bei späteren Sendungen Bildmaterial haben, oder auch sonst fürs Haus wichtige Dokumentationen herstellen können. Last not least darf ich auch, nicht vergessen, daß die Produktionsleitung auch aus einem kleinen Stab besteht. Also die Produktionssekretärin Frau Roich, dann die beiden Aufnahmeleiter Barbara Lücke, und Wolfgang Böttcher und ich selbst.

Dies ist also im Großen und Ganzen der Arbeitsbereich vorort, um es einmal so auszudrücken. Nun sind aber im Haus selbst, in Köln doch auch noch Leute damit beschäftigt, den Rockpalast zu verarbeiten. Wer oder was ist denn hier noch alles involviert?

Im Hause fängt es damit an, daß unser Programmgruppenchef vor dem Fernseher sitzt und die ganze Sendung mit kritischen Augen beobachtet. Das ist unser Herr Mohrhoff, und zu wissen, daß er da ist, um nötigenfalls sofort zur Verfügung zu stehen, tut unheimlich gut. Als nächsten haben wir den Ansager vom Dienst, dann den Leiter vom Dienst der während der ganzen Sendung im Hause sein muß, um etwaige Pannen, die im Hause auftreten sofort zu bewältigen - also vielleicht ein Stördia einzuspielen während ein Fehler behoben wird, der Zuschaueranrufe entgegennimmt oder sonst Hinweise und Antworten geben muß auf alle möglichen, die Sendung betreffenden Fragen. Dann muß das Personal der Sendestraße fortwährend an Bord sein, obwohl sie ja praktisch nichts zu tun haben als dafür zu sorgen, daß alle Leitungen die von außen ins Haus kommen stehenbleiben. Dann noch die Kollegen im zentralen Schaltraum die ebenfalls dafür Sorge tragen, daß die Leitungen offenbleiben, bis die Show wirklich zu Ende ist, in diesem letzten Fall bis 5.37 Uhr. Diese Kollegen müssen auch der Post klar machen, daß die Leitungen noch länger benötigt werden, obwohl sie zuerst nur bis 4.30 Uhr gemietet wurden. Was wir vergessen haben, ist noch zu erwähnen, daß auch noch zwei Kollegen dabei sind, die stationären MAZen zu fahren, denn die ganze Sendung wird ja hier im Hause mitgeschnitten damit man sie später in neugeordneten Wiederholungen senden kann. Diese Aufzeichnungen müssen mit zwei Maschinen gefahren werden, damit wir keine Lücken im Programm durch Bandwechsel am Aufnahmegerät bekommen.

Mit Sicherheit hat Willi Lang doch den ein oder anderen Aspekt oder den ein oder anderen wichtigen Mann vergessen, aber dafür ist der gesamte Apparat, der nötig ist, um ein solches Rock-Fernseh-Ereignis zu gestalten, zu komplex. Außerdem würde es mit Sicherheit den Platz hier sprengen. So bleiben die Wachmannschaften, die Ordnungskräfte und die Polizei an dieser Stelle ein wenig unterbehandelt, aber nun, sie sind da, tragen ebenso ihren Teil dazu bei, daß Essen-Grugahalle-Rockpalastfestival möglich ist und wird, wie eben alle die Leute, die sonst noch unerwähnt blieben. Aber auch, das was Willi Lang an solchen Tagen leistet, kommt hier nicht deutlich genug heraus, aber wie er selbst sagt: Vom Zeitpunkt an, wo es heißt: 'Wasser marsch, wir sind in der Luft“, zählt alles andere nicht mehr als nur die Sendung! Der nächste Rockpalast - wieder für eine ganze Nacht - ist am 6. Oktober 79, möglicherweise dann mit Bruce Springsteen.


Merlin W.Frank

Spotlight - Zeitschrift für die Musikszene

Juni 6/79

Fotos: www.BrunoKassel.de


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