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Champion Jack Dupree live at Rockpalast

Champion Jack Dupree at Rockpalast

DVD-Specs: FSK: 0 Format: NTSC / DVD9 Picture Format: 4:3 Audio: PCM Stereo Running Time: approx. 120 min Region: 0 (No Region)
File under: Blues Cat.no.: MIG90742 Barcode: 885513907424 PC: 165 Format: DVD+2CD in CD Digipack Release: 24.02.2017

Da Champion Jack Dupree lange Zeit in Deutschland lebte und hierzulande viel unterwegs war, werden sich viele ältere Bluesfans noch an seine Liveshows erinnern können, die eine Mischung aus Barrelhouse-Blues und -Boogie, Anekdoten und zumeist schlüpfrigen Witzen boten („Shakesbeer says ...“). Auf der anderen Seite standen seine sehr emotionalen, oftmals autobiografischen Slowblues. Das vorliegende Filmdokument präsentiert alle Facetten dieses famosen Barrelhouse-Pianisten und Sängers, bereitet großes Vergnügen beim Anschauen und macht gleichzeitig deutlich, dass es im heutigen Blues kaum noch solch einzigartige Charaktere gibt, die auch bei einer Fernsehaufzeichnung erst mal nach einem weiteren Bier verlangen, bevor die Show weitergeht.

Man konnte ihm ein bisschen Spaß gönnen, denn William Thomas Dupree, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, hatte genug harte Zeiten hinter sich. Am 4. Juli 1910 in New Orleans (Louisiana) geboren, wuchs Dupree wie der neun Jahre ältere Louis Armstrong im „Colored Waif’s Home“-Waisenhaus auf, nachdem seine Eltern bei einem Brand ums Leben kamen. Dort lernte er bereits die Grundlagen des Klavierspiels, die er dann unter dem Einfluss von lokalen Pianisten wie „Drive’em Down“ (Willie Hall) und Don Bowers verfeinerte. Neben Auftritten in Clubs war er als Boxer aktiv (daher sein Künstlername). Ab den 30er Jahren war Dupree viel in den USA unterwegs, u. a. in Chicago und für längere Zeit in Indianapolis (wo sein größtes Vorbild lebte, der Pianist und Sänger Leroy Carr). 1940 machte Champion Jack Dupree seine ersten Platten für das Okeh-Label, darunter „Chain Gang Blues“ und den „Angola Blues“ über die berüchtigte Gefängnisfarm in Louisiana. Der „Junker Blues“ aus dem Folgejahr ist ein äußerst expliziter Drogensong, der acht Jahre später als musikalisches Muster für Fats Dominos ersten Hit „The Fat Man“ diente. Die karibischen Einflüsse in seiner Heimatstadt prägten bereits damals die Rhythmik seines Barrelhouse-Klavierspiels, und man kann eine klare stilistische Linie von ihm über andere New-Orleans-Pianisten wie Archibald und Tuts Washington bis hin zu Professor Longhair und Fats Domino ziehen – dennoch ist seine Ansage auf dieser DVD, „Ain’t That A Shame“ sei die erste Nummer, die er Fats Domino beigebracht habe, eher im übertragenen Sinne zu verstehen.

Nach seinem Kriegsdienst und zwei Jahren in japanischer Kriegsgefangenschaft wurde Dupree Mitte der 40er-Jahre Teil der lebendigen Bluesszene in New York, wo er für verschiedene Labels, darunter Joe Davis, Alert, Apex, Red Robin, Apollo, King und Vik, zahlreiche Singles aufnahm, zum Teil mit Kollegen wie Brownie McGhee, Sonny Terry und Mickey Baker. Ebenfalls in New York entstand 1958 sein LP-Meisterwerk „Blues From The Gutter“ für Atlantic Records, u. a. mit dem Altsaxofonisten Pete Brown und dem Gitarristen Larry Dale. Doch als ihn die französischen Bluesforscher Jacques Demêtre und Marcel Chauvard im September 1959 zu Hause in Brooklyn besuchten, waren sie über die ärmlichen Verhältnisse, in denen Dupree mit seiner zweiten Frau Lucille lebte, schockiert („Ratten kratzten hinter den Wänden und Kakerlaken krabbelten über den Boden“). Im gleichen Jahr trat der Champ erstmals in Europa auf und ein Jahr später verabschiedete er sich für immer von Amerika (und Lucille). Im November 1959 heiratete er eine Engländerin und zog mit ihr nach Kopenhagen, wo er eine mehrjährige, intensive Zusammenarbeit mit dem dänischen Storyville-Label begann, für das er bis 1964 an die 200 Titel einspielte, entweder solo oder in kleinen akustischen Besetzungen. Es folgten regelmäßige Tourneen und viele LP-Einspielungen, z. B. in England für Decca und Blue Horizon (zum Teil mit jungen britischen Künstlern wie John Mayall, Eric Clapton, Tony McPhee oder Mick Taylor) und in Frankreich für Vogue mit seinem früheren New Yorker Gitarristen Mickey Baker, der inzwischen nach Frankreich übergesiedelt war. Ein Highlight seiner Karriere war 1971 sein Auftritt beim renommierten Montreux Jazz Festival, auf dem er u. a. von dem Tenorsaxer King Curtis und dem Gitarristen Cornell Dupree begleitet wurde. (Letzterer war nicht mit ihm verwandt, auch wenn Dupree auf der Festivalaufnahme scherzhaft anmerkt: „Könnte sein … ich bin früher viel rumgekommen.“)

Nachdem Dupree 1970 mit dem American Folk Blues Festival durch Deutschland reiste, bereits 1971 für das deutsche Chrischaa-Label (später Ornament) Liveaufnahmen in Koblenz und 1974 mit der Crème der Hamburger Rockszene Studioaufnahmen machte, zog er Mitte/Ende der 70er-Jahre nach Hannover; einige Jahre später zog Louisiana Red in das gleiche Wohnhaus ein. Champion Jack wurde fester Bestandteil der deutschen Musikszene, tingelte landauf, landab durch die Clubs und war regelmäßiger Gast auf internationalen Festivals, ab 1980 zumeist im Duo mit dem dänischen Gitarristen Kenn Lending, der auch auf dem vorliegenden Mitschnitt sein kongenialer Partner ist. Kurz vor seinem Tod, 1990 und 1991, kehrte Dupree für erfolgreiche Auftritte auf dem New Orleans Jazz & Heritage Festival in seinen Heimatort zurück und machte bei dieser Gelegenheit letzte Aufnahmen für Bullseye/Rounder. Seinen letzten Fight verlor der Champ gegen ein Krebsleiden am 21. Januar 1992 in seiner Wahlheimat Hannover.

„Es sind nicht nur wir, die frei sein wollen. Es ist die ganze Welt. Die ganze Welt ist in Schwierigkeiten und will frei sein. Siehst du, und deshalb singe ich: ‚Es macht keinen Unterschied, ob du weiß, schwarz oder braun bist, du willst einfach nur frei sein.‘ Und es gibt genauso viele arme weiße Menschen wie schwarze, also müssen wir erkennen, dass Freiheit etwas ist, das wir alle brauchen. Freiheit und Harmonie. Und ich erzähle ihnen über das Klavier ... Kein Pianist kann die weißen (Tasten) spielen, ohne die schwarzen zu spielen. Er muss alle spielen, um Harmonie zu erzeugen. Sagt den Kindern, dass es darum beim Klavier geht: Harmonie für die Welt. Die Welt braucht Harmonie.“ (Interview im Living Blues Magazin, Nr. 97, Mai/Juni 1991)

Klaus Kilian
Klaus Kilian ist aktiver Musiker (www.matchbox-bluesband.de) und schreibt regelmäßig für das bluesnews Magazin.

Note: Im Song “Saltpork, Westvirginia” wird Champion Jack Dupree von Ramblin’ Jack Elliott begleitet, der ebenfalls in den WDR Studios in Köln war.

Tracklisting:

DVD

1.	Intro                                           00:51
2.	I Don't Know                                    07:02
3.	One Scotch, One Bourbon, One Beer               05:32
4.	Schooldays                                      08:25
5.	Ain't That A Shame / Swanee River Hop / 
On Blueberry Hill                                       09:40
6.	Drinkin' Wine Spo-Dee-O-Dee                     07:43
7.	Marriage(Talk)                                  08:25
8.	Bring Me Flowers (While I'm Living)             09:32
9.	Jack’s Pinetop Boogie                        06:40
10.	You Can Make It If You Try                      08:28
11.	Baby, Don't Go                                  07:28
12.	Bad Luck                                        09:02
13.	Rockin' The Boogie                              07:12
14.	Salt Pork, West Virginia                        06:16
15.	Down By The Riverside                           02:30
16.	The Saints                                      05:52
17.	Mean Old Frisco                                 04:53
18.	It's Now Or Never                               04:14

Total:  120:16

CD 1

1.	Intro                                           00:51
2.	I Don't Know                                    07:02
3.	One Scotch, One Bourbon, One Beer               05:32
4.	Schooldays                                      08:25
5.	Ain't That A Shame / Swanee River Hop / 
On Blueberry Hill                                       09:40
6.	Drinkin' Wine Spo-Dee-O-Dee                     07:43
7.	Marriage(Talk)                                  08:25
8.	Bring Me Flowers (While I'm Living)             09:32

Total:  57:10

CD 2

1.	Jack’s Pinetop Boogie                        06:40
2.	You Can Make It If You Try                      08:28
3.	Baby, Don't Go                                  07:28
4.	Bad Luck                                        09:02
5.	Rockin' The Boogie                              07:12
6.	Salt Pork, West Virginia                        06:16
7.	Down By The Riverside                           02:30
8.	The Saints                                      05:52
9.	Mean Old Frisco                                 04:53
10.	It's Now Or Never                               04:14

Total:  62:35

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