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Rockpalast Rocknacht Die nächste Rocknacht kommt bestimmt

Experiment geglückt ! Das war das Ergebnis heißer Diskussionen von Musikern, TV-Leuten und Fans nach der nächtlichen Fernseh-Übertragung des Rockpalast  Festivals mit Rory Gallagher, Little Feat und Roger McGuinn in Essen. Inzwischen haben die TV-Gewaltigen grünes Licht für weitere Live Shows gegeben.

Um zu sehen was alles dazu gehört, um eine solche Supersendung über die Bühne zu bringen, war BRAVO damals bei der Premiere dabei.

Rory Gallagher

Roger McGuinn

Little Feat

Rory Gallagher war der große Anheizer für die Millionen an den Bildschirmen. Der ehemalige "Taste"-Gitarrist kam mit seiner eigenen Band und zog die große Rockshow ab. Er ist der ideale Live-Mann und wenn er zu seiner uralten, abgewetzten "Stratocaster" greift, flippen die allerletzten Fans aus!

  Roger McGuinn wurde in den 60er Jahren mit den "Byrds" aus Los Angeles weltberühmt. In Essen spielte er mit den "Thunderbyrds", die nicht minder fetzten! Rick Vito (g), Greg Thomas (dr), Roger (voc, g) und Charlie Harrison (b)

 Little Feat aus den USA kamen unterschiedlich an: Einige Fans schliefen bei ihrem Jazz-Rock die Füße ein, andere waren völlig high! Bill Payne (keyb), Lowell George (voc, g), Paul Barrere (g) Ken Gardney (b), Sam Clayton (perc), Richie Hayward (dr)

Die ehrgeizigen Pläne der WDR-Macher:

Vielleicht kriegen wir die Who live vor die Kameras

Rund 7000 Fans waren in die Gruga-Halle gekommen, um bei der längsten TV-Rocknacht des Jahres vom 23. zum 24.Juli live dabei zusein. Rock nachts von 23:30 Uhr bis 5:00 Uhr  das hatte es noch nie bei uns gegeben. Musiker wie Röhrengucker bekamen dadurch die richtige Konzertatmosphäre. Da hatten es die drei Kameraleute nicht leicht, Tausende drängten sich zur Bühne, wollten die Stars sehen und selbst gesehen werden. Zu Hause saßen neben den jüngeren Geschwistern auch Mamas und Tanten, denen die Rockklänge nur so um die Ohren wirbelten. Viel konnten den Ton sogar Stereo hören: Einige Rundfunksender übertrugen das Konzert gleichzeitig.

In manchen Häusern kriegten die Bewohner kein Auge zu, Rorys Gittarenriffs ließen ihre Betten wackeln. Seine Musik war für die Fans in der Halle der beste Anmacher.

Schade, dass durch die beim Bandwechsel erforderlichen langen Umbau-Zeiten die Speed-Stimmung nachließ, aber das war bei dem großen technischen Aufwand für diese Show nicht zu vermeiden. Die Leute vor der Flimmerkiste hatten es da schon besser: Es wurden während des Umbaus Filme von Linda Ronstadt, Tom Petty and the Heartbreakers u.a. eingeblendet. Hendrik und Albert, die beiden Sprecher,

waren allerdings nicht gut in Form. Bei den Interviews schlichen sich Längen und Übersetzungsfehler ein. Aber was macht's!

In Amerika gibt es regelmäßig lange Rocknächte am Bildschirm, für Europa war es die große Premiere. Keiner hatte vorher damit gerechnet, daß sich so viele Länder mit einschalten würden. In den Garderoben wurde gewettet: Sind es zwanzig oder dreißig Millionen, die uns zusehen?

Little Feat, Rüchel, Kameras

Oben: Little Feat im Interview-Clinch mit Hendrik und Albrecht vom WDR
Unten Links: Redakteur der Sendung Peter Rüchel (r.) mit BRAVO-Reporter Dankmar Isleib im Gespräch
Unten rechts: Vier feste Kameras und eine Handkamera waren für die Sendung erforderlich

 

Bei der Vorbereitung der Sendung gab es eine Menge Schwierigkeiten. Für eine lwan-Rebroff-Show genehmigen die TV-Gewaltigen leicht eine halbe Million. Bei den Rockmusikern ist man weniger spendabel. Sie sollen möglichst für ein Trinkgeld im Fernsehen auftreten. Die Leute vom Rockpalast hatten für ihre Supershow nur 120 000 Mark zur Verfügung. Um für dieses Geld Little Feat und Roger McGuinn aus Los Angeles und Rory Gallagher aus Irland zu bekommen, muß man schon einen guten Draht zu den prominenten Musiker haben.

Die Idee zu dieser fünfstündigen Rocksendung war ganz spontan am Biertisch geboren worden. Das war vor einem Jahr. Peter Rüchel, der Redakteur und Christian Wagner, der Regisseur, kamen drauf. Erst musste der Rundfunkrat zustimmen, dann begannen die Telefonate, Verhandlungen mit den Gruppen, Reisen nach Los Angeles. Viele Gruppen waren im Gespräch. Die Sommerzeit war nicht günstig, einige machten Urlaub, andere tourten auf Open-Air Konzerten. Anderen wieder waren die Gagen zu gering. Nach zähen Gesprächen wurden die Verträge unterzeichnet.

Ein riesiger technischer Aufwand ist für eine Fernsehsendung dieser Größe erforderlich. Über achtzig Techniker, Kameraleute, Toningenieure, Beleuchter, Redakteure, Sekretärinnen und Akteure mussten vom Regisseur unter einen Hut gebracht werden. Und fünfzehn Rockmusiker und noch mehr Roadies auf die Sekunde genau auf die Bühne und dann noch vor die Kamera zu bekommen, ist schwieriger als einen Sack Flöhe zu hüten!

Morgens um sechs, als alles müde und glücklich im Hotel zusammensaß, war bereits das erste große Lob da. Siegfried Mohrhof, der Abteilungsleiter Unterhaltung beim WDR hatte schon angerufen: äJungs ihr wart klasse, weiter so!ô Damit sind die Weichen gestellt. Zweimal im Jahr soll es jetzt eine Supershow im deutschen Fernsehen geben. Zeitlich wird es auch günstiger aussehen, denn im Frühjahr und im Herbst touren die Großen des Rockgeschäfts ohnehin durch Europa. Led Zeppelin und The Who wären die Traumstars der WDR-Leute für das nächste Rockpalast-Festival.  Für die Fans ist diese neue Reihe jedenfalls ideal: Die Superbands kann man nicht nur in ein paar Großstädten sehen. Sie kommen per Mattscheibe bis ins kleinste Dorf!

 Publikum

Die Stimmung war riesig, schon nach den ersten Minuten hatten die Fans die Absperrungen durchbrochen
und machten den Kameraleuten und Ordnern das Leben schwer.

Dankmar Isleib

Bravo 38. - 8. September 1977

Fotos D.Zill

Mit freundlicher Genehmigung von Dankmar Isleib!


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