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Peter Rüchel Nachruf eclipsed Magazin

Zum Tod von Rockpalast Erfinder Peter Rüchel

Oft hat Peter Rüchel, Jahrgang 1937, in Sendungen, in Interviews oder privat aus dem Neil-Young-Song „Hey Hey, My My (Into The Black)” und dessen akustischen Counterpart „My My, Hey Hey (Out Of The Blue)” zitiert. Es war ein Herzensstück Für ihn. Davon hatte der in Berlin geborene Journalist und Rockfan so einige.

Rüchel arbeitete für verschiedene Sender (SFB, ZDF), doch verblasste das, was er dort geleistet hatte, alt er zusammen mit dem Regisseur Christian Wagner ab 1975 Rockkonzerte für den WDR aufzeichnete. Die erste reguläre „Rocknacht” (mit Rory Gallagher, Little Feat u. a.) fand vom 23. auf den 24. Juli 1977 statt und wurde als sechsstündige Eurovisionssendung live übertragen. Der Mythos „Rockpalast" war geboren. Bis 1986 gab es zweimal im Jahr diese Rocknächte in der Essener Grugahalle. Das ist Teil der DNA eines jeden europäischen Rockfans Jahrgang 1970 und älter.

Nach einigen Konzeptionsänderungen und Pausen gab Rüchel 2003 schweren Herzens die Verantwortung für den „Rockpalast” an das Team um Peter Sommer ab. Der „Rockpalast” von den Anfängen bis heute wurde in mehreren eclipsed-Ausgaben dokumentiert, und Rüchel war dem Magazin wohlgesinnt. Am Rande eines Jackson-Browne-Konzerts in Köln vor einigen Jahren etwa steckte mir Rüchel in einer Runde, in der auch sein Freund Wolfgang Niedecken stand: „Mal unter uns, ihr macht das einzige Musikmagazin in Deutschland, das ich ernst nehmen kann.” Und breit grinsend fügte er hinzu: „Das sieht sogar der Sommer so.”

Mit dem Sommer hatte der Rüchel so seine Schwierigkeiten. „Als klar war, dass er an mich übergeben und sich nur noch um das Rockpalast-Archiv kümmern sollte, war er stinkig. Und er hat uns null Komma null geholfen am Anfang. Erst in den letzten Jahren sind wir aufeinander zugegangen.” Beruf und Berufung waren für den in Leverkusen wohnenden Rüchel eins. Er war der "Rockpalast"-Macher und ist es bis zu seinem Tode geblieben.

Jedoch bleibt Rüchel den meisten nicht als knorriger Kerl in Erinnerung, eher als ein Rockfan, der mit Herzblut und Humor Geschichten zu zelebrieren wusste. Bei gemeinsamen Lese/Musik-Veranstaltungen in den letzten Jahren mit den 78Twins, einer junge deutschen Rockband, bot er eine Fülle an Storys, die er in all den Jahren erlebt hatte. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich Peter bei Konzerten im Kölner Raum (u. a. bei ZZ Top, Little Steven und Lou Reed) getroffen habe. Und wenn ich mich an die Small Talks oder auch an längere Gespräche mit Ihm erinnere, muss ich innerlich stets grinsen. Ein einziges Mal sprachen wir über den Tod. „Wäre schon gespannt darauf zu erfahren, mit welcher Band Hendrix da oben spielt."

Danke, Peter!

Michael Lorant

 

Reaktionen auf den Tod von Peter Rüchel

Frank Goosen (Kabarettist und Autor)

"Und jetzt ist auch noch Peter Rüchel tot.“ Mit solchen Leuten stirbt auch die Erinnerung an eine Zeit als Musik noch richtig wichtig war, weil nicht grenzenlos verfügbar. Eine Zeit, in der man seiner Mutter immer wieder kleinere Beträge aus dem Portemonnaie klaute, um sich die Platten kaufen zu können, ohne die ein Weiterleben undenkbar schien. So bin ich an „The Wall“ von Pink Floyd oder „Red Skies Over Paradise von Fischer-Z gekommen.“

Tom Buhrow (WDR-Intendant)

„Mit dem „Rockpalast“ haben er und Regisseur Christian Wagner vor mehr als 40 Jahren etwas Neues, Aufregendes und Einzigartiges geschaffen. Jeder, der sich für Rockmusik interessiert, kennt den „Rockpalast“. Viele sind mit Ihm aufgewachsen, viele schauen ihn auch heute noch. Dass sein Werk weiterleben, um nicht zu sagen: weiterrocken und seine Gültigkeit behalten wird, ist ein tröstlicher Gedanke.”

Peter Sommer (Rüchel-Nachfolger)

„Mich hat Peter Rüchels Sohn telefonisch von dessen Tod unterrichtet. Wir hier in der Redaktion sind alle geplättet und müssen nun erst mal schauen, wie wir damit umgehen. Bis zuletzt habe ich mit meinem Vorgänger in Kontakt gestanden. Wir wussten zwar, dass er krank war, aber eigentlich hieß es, er sei wieder auf dem Weg e der Besserung.“


Michael Lorant - Eclipsed © 2019

Eclipsed - Rock Magazin -  Nr.209 April 2019  www.eclipsed.de

Mit freundlicher Genehmigung der Eclipsed Redaktion.


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